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Die Krise und ihre Komplexität: Verschwörungstheorien? Dann doch lieber das neue WIR!

Was macht es so schwer auszuhalten, dass wir es nicht genau wissen? Woher kommt dieser Antrieb, die eine Theorie haben zu wollen, die alles erklärt? Jede Anstrengung, die absolute Wahrheit enthüllen zu wollen, kann doch gerade nur ins Leere gehen. Wir alle befinden uns im Reich des Nicht-Wissens. Keiner kann sagen, wie es in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr aussehen wird. Keiner kann sagen, was genau funktioniert, was nicht und warum. Alle sogenannten Erkenntnisse beruhen auf Interpretationen des Geschehenen und einer persönlich gefärbten Auswahl von Fakten und Blickwinkeln. Damit sind es Vermutungen, die am Ende auf einem Bauchgefühl beruhen. Vermutungen anstellen zu können ist eine tolle menschliche Fähigkeit, die es uns erlaubt, auch in unbekannten Situationen Entscheidungen zu treffen. Meine Bitte ist, nennen wir es auch so und versuchen nicht, Vermutungen als die absolute Wahrheit zu verkaufen.

 

Im Umgang mit komplexen Problemen finde ich es wichtig, möglichst viele Vermutungen anzustellen, statt einige wenige immer lauter zu schreien. Hier sind meine:

 

Ich habe unterschiedliche Informationen dazu, wo dieser Virus herkommt und auch, wenn ich ihn noch nicht gesehen habe, scheint er zu existieren und ansteckend zu sein. Ich habe keine Ahnung, wie schlimm er wirklich ist und gehe davon aus, dass die Zahlen gar nicht richtig ermittelt werden können. Ich beobachte, dass darum gerungen wird, Bewertungskriterien zu finden und dass Menschen in verantwortlichen Positionen wie Regierung, Unternehmer und Führungskräfte Maßnahmen ergreifen, um die Ansteckung zu reduzieren. Ich habe den Virus nicht am eigenen Leib erlebt. Ich kenne Menschen, die daran erkrankt sind und die Angehörige verloren haben. Ich bin zutiefst irritiert, dass mein ursprünglich gut mit Aufträgen gefüllter Kalender nun leer ist und mein Konto diesem Trend folgt. Mir fehlt der Kontakt zu meinen Kunden, Zuhörern und Teilnehmern. Mir fehlt es, anderen einen Nutzen zu bieten, sie weiter zu bringen, also das, was ich bisher mit Begeisterung getan habe. Dank 20-jähriger Erfahrung als lösungsorientierter Coach ist der Blick auf das Positive und die Chancen bei mir ritualisiert. Er drängt sich mir immer wieder auf. Und doch beobachte ich mich dabei, wie ich auf der Suche nach einer neuen Balance zwischen Aktionismus und lähmender Angst schwanke. Und das geht vielen anderen auch so.

 

Dieser Corona-Virus ist nicht greifbar. Die Maßnahmen verurteilen uns auf vielen Ebenen zur Verlangsamung oder gar zum Innehalten. Wir werden immer wieder auf uns selbst zurückgeworfen, auf unsere Sterblichkeit, auf unsere Machtlosigkeit, das Geschehene zu steuern und darauf, was mit uns geschieht, wenn wir nicht davonlaufen können. Das ist verstörend und konfrontiert uns mit unseren persönlichen Abgründen und Selbstzweifeln. Wie schön, wenn uns jemand die Planke hinlegt und uns hilft, unsere Emotionen in eine klare Richtung zu lenken. Indem er Werte nutzt, die mir wichtig sind, wie die persönliche Freiheit. Und dem Gegner Namen und Gesicht gibt und uns allen einen Grund, uns wieder zu verbünden.

 

Mein Bauchgefühl wehrt sich dagegen, dass alles was derzeit passiert, auf dem perfiden Plan beruhen soll, uns zu unterdrücken und zu Sklaven zu machen. Meine Vermutung ist, dass es Menschen gibt, die diese Situation für ihre Interessen nutzen. Meine Beobachtung ist, dass es eine Welle von Solidarität und gegenseitiger Unterstützung gibt. Meine Vermutung ist, dass diejenigen, die Entscheidungen zu treffen haben, das nach bestem Gewissen und Nicht-Wissen getan haben und nicht auf Basis einer Hidden Agenda, die erhebliche zusätzliche Koordination und Ressourcen bedarf. Meine Vermutung ist, dass es leicht ist zu sagen, wie es hätte anders laufen können. Nur, dass dies eben auch nur Vermutungen sind. Meine Bauchgefühl ist, dass jetzt nicht der Moment ist, gegen Veränderungen zu kämpfen, die unseren alten Status Quo bedrohen. Denn wir befinden uns nicht mehr in der alten Situation.

 

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass jetzt der Moment ist, über den neuen Status Quo zu sprechen: Wie verbünden wir uns, um gemeinsam gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen? Wie können wir das, was wir gerade lernen durften, für ein besseres Zusammenleben und eine bessere Zusammenarbeit nutzen? Wie rüsten wir uns für das, von dem wir noch gar nicht wissen, dass es als nächstes auf uns zu kommt?

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